Aktuelles

Auf diese Seite sind Beiträge zu den politischen Themen zu finden,  mit denen wir uns aktuell beschäftigen 

Leserbrief von unserem ersten Vorsitzenden Dr. Jochen Witt im Stader Tageblatt vom 25.11.2025 

Stellungnahme der WG im Stader Tageblatt zur geplanten A20 

Ein Leserbrief von Dr. Jochen Witt:

Die Reaktion der im Rat der Hansestadt Stade vertretenen Parteien zum Bau der A20  ist für uns in dieser Einseitigkeit unverständlich (Tageblatt 25.u.27.09.2025). Sicherlich macht eine Bündelung des Verkehrs Sinn und entlastet insbesondere die L111 durch Kehdingen bis nach Stade.

Bei dieser ach so regionalen und hier höchst bequemen Betrachtungsweise der im Rat vertretenen Parteien wird ein Thema vernachlässigt:  Klimaschutz und Moore kommen in den Artikeln nur undefiniert vor. Die geplante Autobahn wird bis Drochtersen und weiterführend durch eine ganze Reihe von Mooren führen und damit Unmengen an Torf, dem als CO2 Speicher eine ganz wichtige Funktion für den Klimaschutz zukommt, zerstören. Es scheint unsinnig Milliarden Euro zu verpulvern, um die Südlink-Stromtrasse unterirdisch statt oberirdisch zu realisieren, stattdessen sollte man im Rahmen des A 20-Baues die Moore überbrücken. Nur so geht etwas Klimaschutz im Einklang mit der Wirtschaft. Die BAB 27 zwischen den Anschlussstellen Bremerhaven Überseehäfen und Bremerhaven Mitte überbrückt ein Moor, in der Vergangenheit war das Geld für diese Maßnahme vorhanden, heute unter dem Eindruck der Klimaveränderung nicht mehr?

 

Bericht zum Ankerplatz Stade – Zwischen Vision und Realität

Ein Statement von Christian Benn

Der Ankerplatz in Stade ist ein innovatives Projekt zur Belebung der Innenstadt, das durch ehrenamtliches Engagement und kreative Konzepte überzeugt. Mit Spielcontainern, einem Fahrrad-Container und einem buchbaren Konferenzraum bietet der Platz Raum für Begegnung, Nachhaltigkeit und Jugendförderung. Die Vision: ein lebendiger, sozialer Treffpunkt mitten in der Stadt.

Trotz zahlreicher Auszeichnungen – darunter der Niedersachsenpreis für Bürgerengagement (2023), der European Climate Fund der E.ON-Stiftung (2024) und die Auszeichnung als „Zukunftsraum Niedersachsen“ – steht das Projekt auch in der Kritik. Viele Bürger bemängeln den unfertigen Zustand des Platzes, die optisch wenig ansprechende Gestaltung und die eingeschränkte Nutzungsmöglichkeiten.

Der Trägerverein räumt diese Kritik offen ein und verweist auf externe Herausforderungen wie Lieferengpässe, Preissteigerungen und bürokratische Hürden. Gleichzeitig zeigt sich das Team lernbereit und kündigt Verbesserungen an.

Trotz der noch unfertigen Umsetzung steht der positive Eindruck. Der Ankerplatz ist ein mutiges Beispiel für bürgerschaftliches Engagement und urbane Innovation. Die Vielzahl an Preisen und die Einbindung in bundesweite Programme wie die „Urbane Liga“ unterstreichen die Relevanz des Projekts.

Fazit: Der Ankerplatz ist noch nicht am Ziel, aber auf einem vielversprechenden Weg – getragen von Herzblut, Kreativität und dem Willen zur Weiterentwicklung.

Der Ankerplatz lebt vom Mitmachen, nicht vom Meckern!

 

Warum ein Grüngürtel um das Industriegebiet Bützfleth erforderlich ist:

Eine Stellungnahme von Dr. Jochen Witt:

Bauxitstaub in Bützfleth, eine Bewertung aus Sicht der Landwirtschaft
Die seit 50 Jahren bestehenden Immissionen des Bauxitstaubes in Bützfleth werden von der
Betriebsführung der AOS flapsig damit abgetan, Bauxit sei eine ganz normale Erde.
Vorliegende Analysen zeigen, dass auf dem Bützflethersand gelagerte Bauxit enthält neben
dem Aluminium, Eisen, Kupfer Chrom, Cadmium, Blei und Quecksilber. Andere Inhaltsstoffe
wurden aus Kostengründen nicht bestimmt.
Der im Alten Land und Kehdingen anstehende Marschboden enthält ebenfalls von Natur aus
Aluminium und Schwermetalle und wird seit Jahrhunderten landwirtschaftlich genutzt.
5000 ha Außendeichsgebiete der Elbe sind darüber hinaus deutlich auf Grund menschlicher
Aktivitäten (Bergbau, Industrie) mit Cadmium, Arsen, Quecksilber und Kupfer belastet. Diese
Belastungen kommen auch aus dem Oberlauf der Elbe und lagern sich in den Watten und
Prielen ab.
Was macht die Situation in Bützfleth so besonders?
Die im Boden natürlicherweise vorkommenden Pflanzennährstoffe stehen den Pflanzen nicht
komplett zur Verfügung, die Wissenschaft differenziert zwischen pflanzenverfügbaren und
nicht verfügbaren Stoffen. Demzufolge können die Pflanzen nur einen Teil der im Boden
vorhandenen Nährstoffe aufnehmen. Gleiches gilt für die Schwermetalle im Boden. Sie sind
zum Teil biologisch oder durch chemische Bodenreaktionen festgelegt und werden deshalb
von den Pflanzen nur in geringen Mengen aufgenommen. Der Boden stellt gewissermaßen
einen Filter für Schadstoffe dar.
Die in Bützfleth landwirtschaftlich und gartenbaulich genutzten Böden sind in der Regel gut
mit Pflanzennährstoffen versorgt. Letztendlich sind ihre Gehaltswerte um vielfaches höher
als die nachweislich vorhandenen Schad - und Belastungsstoffe. Die Nährstoffe konkurrieren
in der Aufnahme durch die Pflanzen mit den Schadstoffen. Die Aufnahme durch die Pflanzen
erfolgt zum Teil aktiv unter Aufwendung von Energie und zum Teil passiv gelöst in dem von
den Wurzeln aufgenommenen Wasser. Die Pflanze stellt also auch einen Filter gegenüber
Schadstoffen dar.
Ganz anders die Situation bei Stäuben , sie lagern sich direkt und ungefiltert auf den
Nutzpflanzen wie Gemüse oder Obst ab. Wenn der Konsument diese Nahrungsmittel vor der
Verarbeitung nicht wäscht, nimmt er die im Bauxit vorhandenen Schadstoffe auf. Zum Teil
werden diese Stoffe nur sehr langsam ausgeschieden und reichern sich im Körper an.
Wenn sich die Stäube auf den Weiden und Wiesen ablagern und es regnet längere Zeit nicht
(Klimaveränderung, trockenere Sommer), dann werden die Schadstoffe von den im
Bützflethermoor gehaltenen Rindern direkt aufgenommen und gelangen so
erwiesenermaßen in hohen Mengen in die Milch.
Literatur:
https://nibis.lbeg.de/DetailSeitenKartenserver/DetailSeitenBodenkarten/Bodenbelastung/pdf/
merkblatt_anbauempfehlungen_schwermetallbelastete_b%C3%B6den_2015.pdf

Pressemitteilung der WG-Stade e.V.

Wählergemeinschaft Stade
Dr. Jochen Witt
Obstmarschenweg 358
21683 Stade
Pressemitteilung
Ist die Klimaveränderung schneller als die Legislative?
Die Politik in Stade beurteilt das Projekt Altholzkraftwerk in Stade als einen wichtigen
Baustein der Dekarbonisierung im Gebäudebereich der Stadt. Auch ist ihr bewusst, dass
Airbus die Nutzung der Abwärme als wichtigen Baustein seiner angestrebten Klimaneutralität
fest einplant. Inzwischen haben die Folgen der Klimaveränderung die Wirklichkeit verändert.
Vor diesem Szenario erscheint uns eine Veröffentlichung des Umweltbundesamtes - „Ansatz
zur Neubewertung von CO2-Emissionen aus der Holzverbrennung“ - nicht genug
berücksichtigt zu werden. Aus diesen Untersuchungen wird geschlossen, dass die CO2-
Verbrennungsemissionen aus Holz in Zukunft in den Treibhausgasbilanzen berücksichtigt
werden sollten, anstatt wie bisher mit null zu bewerten.
Für die Verbrennung von Holz aus landwirtschaftlicher Nutzung (Privatgärten, Obstbau,
Gartenbau) wird die CO2-Freisetzung auch weiterhin mit null bewertet. Die durch die
Stadtwerke Stade betreuten Nahwärmenetze, betrieben mit Holz aus städtischen Anlagen,
können nach wie vor als klimaneutral betrachtet werden.
Anders sieht es für die industrielle Nutzung von Frischholz aus, da der Wald auf Grund der
Klimaveränderung gestresst und krank, die ihm zugedachte Funktion als CO2-Senke nicht
mehr erfüllen kann. Bei Altholz werden die CO2-Emissionen vorerst nicht angesetzt, weil es
letztendlich am Ende der Nutzung verbrannt werden muss (Entsorgung) . Wichtig ist hier das
aus der Literaturstelle zitierte Wort vorerst, das Thema wird kontrovers diskutiert.
Dem Leser sollt klar sein, Alt- und Frischholz aus dem Wald, egal ob vor 20 oder 200 Jahren
gewachsen, haben in ihrer Lebensphase CO2 gebunden und damit die Klimaveränderung
etwas verzögert, bei der industriellen Verbrennung wird dieses CO2 wie bei einer
Verbrennung von Braunkohle schlagartig freigesetzt. Es wäre fatal, wenn die Energie aus
Holzverbrennung derzeit noch als klimaneutral gesetzlich legitimiert ist, aber in Wirklichkeit
nicht zur Dekarbonisierung der Stadt und von Airbus beiträgt. Die Klimaveränderung folgt
Naturgesetzen und nicht politischen Einschätzungen.
Literatur: -„Ansatz zur Neubewertung von CO2-Emissionen aus der Holzverbrennung

Interview mit Rüdiger Bachmann: „Ich mache mir mehr Sorgen um die Demokratie als um den Kapitalismus“

Der Ökonom Rüdiger Bachmann über Klimaschutz und Wirtschaftswachstum und die Frage, woran
man einen guten Wirtschaftswissenschaftler erkennt.

Stephan Balling 30.12.2023 (Stader Wochenblatt)

Herr Professor Bachmann, warum denken Sie als Ökonom ständig nur an Wachstum in einer endlichen
Welt?

Rüdiger Bachmann: Das tue ich doch gar nicht. Kein seriöser Ökonom, keine seriöse Ökonomin denkt immer nur an Wirtschaftswachstum. Aufgabe der wissenschaftlichen Ökonomik ist es zunächst, wirtschaftliche Dinge zu beschreiben, Fakten zu sammeln, um sie dann mit Hilfe von Modellen
zu erklären. Ein Faktum ist, dass bestimmte Länder in den vergangenen 200 Jahren massiv an materiellem Wohlstand gewonnen haben. Ökonominnen und Ökonomen versuchen, den Grund für dieses menschheitsgeschichtlich doch bemerkenswerte Phänomen zu erklären. Zugleich
suchen wir nach den Gründen, warum diese Länder zuvor nicht in dieser Form gewachsen sind und weshalb Länder sehr unterschiedliche Wachstumsdynamiken zeigen.

Inwiefern sehen Sie Probleme im gestiegenen materiellen Wohlstand?

Rüdiger Bachmann: Mit dem Wachstum der Wirtschaft sind die Konsummöglichkeiten für die breite Bevölkerung deutlich gestiegen. Nach allem, was wir wissen, beurteilen die Menschen diesen Zuwachs an materiellem Konsum sehr positiv. Das Wachstum in den westlichen Industrieländern
ging aber eben zum Teil auch auf Kosten anderer Länder, auf Kosten der Umwelt und teils auf Kosten von Verteilungsgerechtigkeit.

Können wir uns heute Wachstum noch leisten, wenn wir die Erderwärmung auf unter 1,5 Grad im Vergleich zum Beginn der Industrialisierung begrenzen wollen?

Rüdiger Bachmann: Das wissen wir noch nicht, denke ich. Was wir wissen, ist, dass wir den menschengemachten Klimawandel bekämpfen müssen. Wir müssen verhindern, dass Teile der Welt unbewohnbar werden. Die Klimawissenschaft ist da eindeutig. Die Wirtschaftswissenschaft hat Instrumente entwickelt, wie das erreicht werden kann, nämlich primär durch die Bepreisung von CO2-Emissionen, also dem wichtigsten Klimagas, das durch die Verbrennung fossiler Rohstoffe wie Öl, Kohle und Gas entsteht. Je höher der Preis, desto stärker sinken die Emissionen und desto höhere Anreize gibt es für klimafreundliche Innovationen, bis wir zu einer Situation kommen, in der die Wirtschaft klimaneutral funktioniert. Ob die Wirtschaft unter diesen Bedingungen dann noch wachsen wird, werden wir dann sehen, daran sollte man aber nicht wie an einem Fetisch festhalten, genauso wenig wie an Degrowth als Ziel per se.

Die Publizistin Ulrike Herrmann sagt, dass unter dieser Bedingung die Wirtschaft nicht mehr wachsen kann, und dass damit auch der Kapitalismus zu einem Ende käme. Sie plädiert deshalb für eine staatlich gelenkte Wirtschaft und nennt als Vorbild die Kriegswirtschaft Englands im Zweiten Weltkrieg.

Rüdiger Bachmann: Ulrike Herrmann unterliegt einem Irrtum. Ich kenne kein Modell des Kapitalismus, das voraussetzt, dass die Wirtschaft wächst, weder absolut noch pro Kopf. Wir werden übrigens unabhängig von der Frage der Klimaneutralität gegen Ende dieses Jahrhunderts sehr wahrscheinlich schrumpfende Wirtschaften erleben infolge des demografischen Wandels. Die Bevölkerungszahl Chinas wird sich nach Prognosen bis zum Jahr 2100 fast halbieren und dabei stark altern. Ich weiß nicht, ob dies durch ein entsprechend hohes Produktivitätswachstum kompensiert werden kann, so dass das Land absolut weiter wächst. Für Deutschland hängt die Frage des Wachstums auch davon ab, welche Immigrationspolitik es verfolgt. Die Demografie ist mitentscheidend für das Wachstum der Wirtschaft. Für die Fortexistenz des kapitalistischen Wirtschaftssystems ist das aber irrelevant.

 

Es ist egal, ob die Wirtschaft wächst oder schrumpft.

Rüdiger Bachmann: Natürlich nicht. Aber es ist dem Kapitalismus egal. Der Kapitalismus ermöglicht Wachstum, aber als System benötigt er es nicht. Wachstum ist natürlich schön, weil es der Politik ermöglicht, gesellschaftliche Verteilungskonflikte zu befrieden. Das geht nicht so einfach, wenn eine Volkswirtschaft schrumpft. Die Frage lautet also eher, ob das politische System Nullwachstum durchhält. Ich mache mir mehr Sorgen um die Demokratie als um den Kapitalismus.

Wäre es nicht besser, wenn dann der Staat die Verteilung der Ressourcen übernimmt, wie Hermann es vorschlägt?

Rüdiger Bachmann: Warum soll Sozialismus diesen Anpassungsprozess besser organisieren können? Was hilft es, wenn wir den Leuten die Freiheit nehmen? Ich sehe nicht, dass die staatlich gelenkten Systeme erfolgreicher darin waren, die nötigen Innovationen zu schaffen für den gesellschaftlichen Fortschritt. Das sehe ich übrigens auch nicht für China, das bisher vor allem dank eines wirtschaftlichen Aufholprozesses gegenüber dem Westen gewachsen ist, was ja
auch keine Kleinigkeit ist. Ob es mit einer politisch unfreien Gesellschaft aber auch dauerhaft Innovationsführer sein kann, ist meines Erachtens noch nicht ausgemacht.

Haben Ökonomen nicht zu viel blindes Vertrauen in den
Marktmechanismus?
Rüdiger Bachmann: Nein, meine Kollegen aus der Mikroökonomik analysieren sehr genau, wann Märkte nicht gut funktionieren und welche Regeln sie benötigen. Die Rolle des Staates in wird in diesem Jahrhundert wachsen. Inwiefern?

Rüdiger Bachmann: Der Staat wird im Kampf gegen den Klimawandel einen Instrumentenmix benötigen aus Ordnungsrecht, also Geboten und Verboten, aus CO2-Bepreisung und Subventionen. Als Ökonom bin ich der festen Überzeugung, dass es nur mit einem CO2-Preis geht, der in Verbindung mit einem intelligenten Klimageld soziale Härten vermeidet. Neben dem Klimawandel und übrigens auch dem globalen Artensterben gibt es eine weitere große Bedrohung, nämlich den Anstieg des Autoritarismus weltweit. Dagegen muss sich die westliche Welt wappnen. Auch das bedeutet mehr Staat, zum Beispiel höhere Verteidigungsausgaben und Investitionen in Cybersecurity. Bisher haben das für die Europäer vor allem die Amerikaner übernommen. Aber diese Zeit

geht zu Ende. Europa wird mehr in seine Sicherheit investieren müssen. Neben Ökologie und Sicherheit sehe ich einen dritten Bereich, in dem der Staat gefordert ist, und das ist, wie wir erlebt haben, die wachsende Gefahr von Pandemien.
 
Wo bleibt bei so viel Staat der Markt?

Rüdiger Bachmann: Wir bleiben selbstverständlich ein marktwirtschaftliches System, auch wenn der Staat an Bedeutung gewinnt. Und wir haben gerade in Deutschland noch viele Möglichkeiten, unser Wachstumspotenzial zu steigern. Wenn wir endlich stärker in Bildung investieren, vor allem in frühkindliche Bildung, wird sich das auch wirtschaftlich auszahlen. Bildung ist die Basis für Innovationen und Produktivitätswachstum. Wir benötigen endlich eine effiziente digitale Verwaltung. Das betrifft nicht zuletzt das Justizsystem. Auf europäischer Ebene ist ein vereinheitlichter Kapitalmarkt nötig, damit Unternehmen hier vergleichbar gute Finanzierungsmöglichkeiten haben wie in den USA. Und eine Föderalismusreform, die endlich die organisierte Verantwortungslosigkeit
der Länder untereinander und gegenüber dem Bund abschafft, wäre auch nicht schlecht.

Woran erkennt man eigentlich einen guten Wirtschaftswissenschaftler?

Rüdiger Bachmann: Ich beurteile die Qualität von Wissenschaftlern zunächst einmal anhand ihres Forschungsoutputs, anhand ihrer einschlägigen Publikationen. Deswegen habe ich in der Coronakrise Christian Drosten vertraut. Er ist die wissenschaftliche Instanz auf dem Gebiet der Virologie von Coronaviren. Alexander Kekule dagegen hatte aus meiner Sicht als Virologe in Talkshows nichts verloren. Er hat kaum publiziert, verfügt kaum über wissenschaftliche Reputation. Bei der Volkswirtschaftslehre ist es da ganz ähnlich. Dann schaue ich mir an: Wo hat dieser Ökonom, diese Ökonomin studiert und promoviert? An welcher Fakultät forschen und lehren sie? Sind sie immer noch forschungsaktiv, oder liegt die letzte internationale Publikation schon Jahre zurück? Werden die Arbeiten des Kollegen, der Kollegin einschlägig zitiert? Nichts davon ist alleine ausschlaggebend, aber alles gehört zum Gesamtbild. Und zum Schluss natürlich: Was schreibt und sagt der betreffende Ökonom, die betreffende Ökonomin? Sind wirtschaftspolitische Forderungen
nahezu deckungsgleich mit Parteiprogrammen oder Lobbygruppen? Dann bin ich sofort skeptisch. Bekommt man auch einmal unerwarteten Rat? Sind verschiedene Aussagen miteinander logisch konsistent und in Übereinstimmung mit den bekannten Fakten? Es erfordert etwas Mühe bei denjenigen, die sich Expertenrat von Ökonominnen und Ökonomen holen, aber eslohnt sich.

 

Der große Streit um das geplante Stader Holzkraftwerk

Kommentar zum Artikel des Tageblatts vom 13.1.2025 von Dr. Jochen Witt

Die schweigende Mehrheit der gesamten Stadt oder im Ortsteil Bützfleth, worauf beruft sich die Politik in Stade?

Wieder wird von der Ratspolitik, wie bei der seinerzeit geplanten Müllverbrennung oder dem geplanten Kohlekraftwerk, den Plänen zum  Holzkraftwerk vorbehaltlos zugejubelt.

Kein Wunder, dass bei diesem ausgelegten roten Teppich die Vertreter von Hansekraft es gar nicht nötig haben, das von der BI  gemachte Gesprächsangebot anzunehmen.

Das ist die Crux, kein Stader Politiker lässt sich auf den Treffen der BI blicken. Wie anders ist es in der Findungsphase um das Freibad in Bützfleth gelaufen, der Ortsbürgermeister von Bützfleth hat ein Treffen zwischen Trägerverein Freibad und Mitgliedern des Ortsrates arrangiert. Ein entsprechendes Treffen  zwischen BI und den Vertretern der Hansekraft wurde überhaupt nie angedacht. Man müsste sich dann je inhaltlich mit den Sorgen der BI auseinandersetzen. Stattdessen wird der Hansekraft eine weitere Veranstaltung, mit Sicherheit unter Beratung von Werbefachleuten, in der Sporthalle Bützfleth  eingeräumt.  Alle Ratspolitiker sehen die Vorteile des Holzkraftwerkes für die  gesamte Industrie und die sprudelnden Steuereinnahmen. Meines Wissens ist keine Ratsfraktion mit den Vertretern der Industrie in ein Brainstorming gegangen und hat überlegt, was können wir als Kompensation für die zusätzlichen Belastungen für die Bützflether tun? Die Industrie profitiert, nur die Bützflether nicht?  Wo ist der Mehrwert für die Bützflether?

Die Bützflether wüssten Vieles:  Bereitstellung industrieeigener Flächen für die seit den 70er Jahren schon vom seinerzeit selbständigen Gemeinderat geplanten Grüngürtel, Kompensationen von Eingriffen in die Natur auf industrieeigenem  Gelände, soweit das dicht an der Ortschaft liegt, mehr Investitionen in den Umweltschutz, als es der Gesetzgeber verlangt. Sind die Bützflether das Opfer des für die Industrie ausgelegten roten Teppichs? Es ist doch ein Witz, dass die DOW in ihren Verbrennungsanlagen mehr Aufwand treibt, als die Hansekraft für ihr Werk plant. Warum? Darüber könnte der Rat einmal nachdenken. Warum müssen wir Bützflether seit 50 Jahren mit dem Bauxitstaub leben. Der Staub ist mehr geworden, nachdem das Bauxit aus Dahdalehs Gruben in Afrika nach Bützfleth transportiert wird. Das hat zwei Gründe, das Material ist trockener und die Halden sind höher geworden.

Wählergemeinschaft Bützfleth Einschätzung zur geplanten Ansiedlung eines Holzkraftwerkes auf dem Bützflethersand

Letztendlich wird die Einstellung zum geplanten Holzkraftwerk Hansekraft eine Abwägung sein müssen zwischen den Bedürfnissen der Industrie und dem Schutzanspruch der Bürger in Bützfleth.

Da die Politiker im Rat aktuell unter dem Eindruck der Mindereinnahmen aus dem Gewerbesteueraufkommen aus der Industrie stehen, ist die Entscheidung pro und kontra schon gefallen. Letztendlich geht es in der Stader Politik um die Sicherung des Industriestandortes und der Bereitstellung von günstiger Energie.

Aus unserer Sicht ist es viel zu früh für eine Abwägung, da wir bisher als Informationsquelle lediglich die Werbeaussagen der Hansekraft kennen und unter dem Eindruck des Besuches des Kraftwerkes in Emlichheim stehen. Schon die Scoping-Unterlagen, die die geplanten Beurteilungskriterien und Auflagen der Zulassungsbehörden vorstellen, zeigen Differenzen zu den Aussagen der Herren Dobbrunz und Schmidt.

Wir werden unser abschließendes Urteil erst dann äußern, wenn die Unterlagen zum Erörterungstermin bewertet werden können.

Eine vorläufigen Bewertung möchten wir trotzdem vornehmen.

Wir beziehen uns bei der Beurteilung der CO2 Einsparungen auf Aussagen des Umweltbundesamtes und des Ökoinstitutes in Darmstadt, demzufolge entspricht die Verbrennung von Altholz der Forderung nach einer Kaskadennutzung und ist zumindest in Teilen klimaneutral, jedoch nicht so, wie Hansekraft und der entsprechende Interessenverband es darstellen.

Positiv fällt auf, dass die vorgesehene Anlage als Ganzes, das bedeutet Zusammenspiel von Kessel und Filtertechnik, im Verfahren der 2005 geplanten Ersatzbrennstoffanlage überlegen ist. Die hier geplante Kesselanlage ist deutlich umweltverträglicher als die 2005 auf dem Bützflethersand vorgesehene Verbrennung auf einem Kesselrost. Im Gegensatz zu der Anlage in Emlichheim ist eine Entstickung (Nox) der Rauchgase geplant (mündliche Mitteilung Schmidt). Damit soll ein Eintrag von Stickstoff in die nahegelegenen Naturschutzgebiete vermieden werden. Nach unserer Einschätzung ist Altholz nicht so oder gleichmäßiger belastet wie die sogenannten Ersatzbrennstoffe.

Negativ müssen wir bewerten, dass die im Rathaussaal vorgestellte geplante CO2 Abscheidung, die ein echter Beitrag zur Begrenzung der Klimaveränderung gewesen wäre, zunächst nur beantragt, aber vermutlich zunächst? nicht gebaut wird, weil für das CCU (Abscheidung von CO2 aus den Rauchgasen und Vermarktung) noch? keine kaufmännische Basis vorhanden ist. CCS (CO2 -Abscheidung und Verpressung in unterirdische Lagerstätten) kommt laut Herrn Schmidt nicht in Frage.

Ganz negativ hat uns überrascht, dass die Darstellung von Herrn Schmidt,- das ganze Material wird fertig geschreddert oder vorgeschreddert angeliefert und in Hallen gelagert, gegebenenfalls wird in der Halle nachgeschreddert -zweifelhaft ist. Laut Scoping Unterlage stellt sich das ganz anders dar, es wird lediglich Altholz der Belastungsklasse 4 unter Dach gelagert. Völlig ungeklärt scheint zur Zeit zu sein, wie das wenig belastete Holz, das klassischerweise recycelt werden soll, aussortiert werden wird.

Das sind für die Wählergemeinschaft Bützfleth wichtige Kriterien.

Da wir in unseren Archiven noch die vollständigen Unterlagen aus dem Genehmigungsverfahren des seinerzeit geplanten Kohlekraftwerkes Electrabel zur Verfügung haben, war uns ein Vergleich der seinerzeit und jetzt geplanten Vorbelastungsuntersuchungen möglich. Wir haben die Genehmigungsbehörde unserer Auffassung nach auf systematische Fehler hingewiesen.

Die Erfahrungen der Bützflether in den letzten 50 Jahren mit gegenseitiger Rücksichtsnahme von Industrie und Bevölkerung haben zu einem Misstrauen gegenüber den Genehmigungsbehörden geführt, das zur Zeit deutlich wird. Das Gewerbeaufsichtsamt Cuxhaven hat es in diesen fünfzig Jahren nicht fertiggebracht, Staub und Lärm auf ein erträgliches Maß zu begrenzen. Insbesondere, nachdem das Bauxit nicht mehr aus Südamerika, sondern aus Südafrika bezogen wird, ist die Problematik noch deutlicher geworden. Das Material aus Südafrika ist deutlich trockener und damit haben die Verwehungen zugenommen. Wenn im Bützflether Freibad das Wasser abgelassen wird, findet man einen entsprechenden Bodensatz.

Erwähnt werden muss, dass auf dem im Besitz der Hanskraft liegenden Flächen ein sehr hochwertiges Biotop verschwunden ist. Diese Teilfläche wurde für die Lagerung der Windflügel (AREVA) gebraucht. Unsere Bemühungen, sowohl auf Stadt- als auch auf Kreisebene zu erfahren, mit welcher Genehmigungen das geschehen ist, liefen bei aller Hartnäckigkeit ins Leere. Da wächst das Misstrauen!

 

Unser Wunsch an die Hansekraft: Investiert zusätzlich in Schutz vor Staub und in die Reinigung von Rauchgasen, die besonders Obstbau und Milchwirtschaft auf der anderen Elbseite belasten. DOW und die Hansestadt Stade machen es vor.

Bebauungsplan Nr. 500/3 „Gewerbe- und Surfpark Stade“ unwirksam und Beschwerden gegen vorläufigen Baustopp erfolglos

LÜNEBURG. Der 1. Senat des niedersächsischen Oberverwaltungsgerichts hat mit Urteil vom 2. Oktober 2024 den Bebauungsplan Nr. 500/3 „Gewerbe- und Surfpark Stade“ der Hansestadt Stade für unwirksam erklärt (Az.: 1 KN 34/23) und die Beschwerden gegen den vom Verwaltungsgericht Stade mit Beschluss vom 29. April 2024 angeordneten vorläufigen Baustopp für das Kernstück des Surfparks (Surfbecken mit Technikbereich) zurückgewiesen (Az.: 1 ME 71/24; Vorinstanz: VG Stade, Az.: 2 B 175/24). 

Der Bebauungsplan Nr. 500/3 „Gewerbe- und Surfpark Stade“ sieht auf einer Fläche von knapp 17 ha die Entwicklung eines Sondergebiets „Surfpark und freizeitbezogenes Gewerbe“ sowie eines Gewerbegebiets vor. Das Plangebiet wird bislang landwirtschaftlich genutzt und grenzt westlich an den bestehenden Kreisverkehrsplatz der Kreisstraße 30 an. Die Antragsteller, der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), Landesverband Niedersachsen e.V., und ein benachbarter Landwirt, wenden sich mit diversen Einwänden gegen diesen Bebauungsplan. 

Sie halten die Planung insbesondere im Hinblick auf den Wasser- und Energiebedarf des Surfparks sowie naturschutzrechtliche Belange für fehlerhaft. Der 1. Senat hat den Bebauungsplan aus verschiedenen Gründen für unwirksam erklärt: Zunächst sei der Plan nicht an die Ziele der Raumordnung angepasst. Nach dem maßgeblichen regionalen Raumordnungsprogramm des Landkreises Stade 2013 (RROP) sei das Plangebiet Teil eines ca.160 ha großen Vorranggebiets für industrielle Anlagen und Gewerbe. 

Für dieses sehe das RROP die Ansiedlung insbesondere großindustrieller Anlagen des Produzierenden Gewerbes – hierzu zählen beispielsweise die chemische Industrie oder der Maschinen- und Fahrzeugbau – vor. Die von dem Bebauungsplan ermöglichten Nutzungen, zu denen auch Übernachtungsangebote gehörten, schränkten die Möglichkeiten der Ansiedelung von solcher Großindustrie erheblich ein. Damit beeinträchtige der Plan die Verwirklichung der Ziele des RROP. 

Darüber hinaus habe die Hansestadt die Auswirkungen der Planung auf das Landschaftsbild falsch eingeschätzt, indem sie von einem nicht erheblichen Eingriff ausgegangen sei. Zwar könne dies auch der Fall sein, wenn – wie hier – ein Landschaftsbild mittlerer Bedeutung vollständig umgestaltet werde. Erforderlich seien dafür aber hinreichende Vermeidungs- und Minderungsmaßnahmen, an denen es hier fehle. Ein erheblicher Eingriff in das Landschaftsbild folge vorliegend vielmehr insbesondere daraus, dass der Plan auf eine vollständige Eingrünung des Plangebiets verzichte. Zudem habe die Hansestadt ausweislich ihrer Abwägung in der Begründung des Plans Bordelle und bordellartige Betriebe ausschließen wollen, mit dem Ziel, deren nachteilige Effekte zu verhindern. 

Dies habe sie aber mit den im Bebauungsplan getroffenen Regelungen nicht umgesetzt, sodass ein Abwägungsfehler vorliege. Im Beschwerdeverfahren hat der Senat mit Beschluss vom 2. Oktober 2024 den vom Verwaltungsgericht Stade angeordneten Baustopp aufrechterhalten. Aufgrund der Unwirksamkeit des zugrundeliegenden Bebauungsplans sei der Surfpark im Außenbereich unzulässig, weil er umweltbezogene öffentliche Belange, namentlich des Natur- und Landschaftsschutzes, beeinträchtige. Soweit das Verwaltungsgericht den Baustopp demgegenüber auch mit der fehlerhaften Behandlung des Artenschutzrechts und der Belange des Klimaschutzes begründet hat, hat der Senat zwar erhebliche Zweifel an dieser Argumentation. Aufgrund der anderweitigen Unwirksamkeit des Bebauungsplans hat er diese Fragen jedoch letztlich offengelassen. Im Normenkontrollurteil wurde die Revision zum Bundesverwaltungsgericht nicht zugelassen. 

Dagegen kann innerhalb eines Monats nach Zustellung des Urteils Beschwerde eingelegt werden, über die das Bundesverwaltungsgericht entscheidet. Der Beschluss im Beschwerdeverfahren ist unanfechtbar. Die Entscheidungen werden zeitnah in der kostenfrei zugänglichen Rechtsprechungsdatenbank der niedersächsischen Justiz (https://voris.wolterskluwer-online.de, dort unter Inhaltsverzeichnis und Rechtsprechung) veröffentlicht.

Informationen zum Heizkraftwerk Bützflethersand

Dr.Jochen Witt

Informationen zum Heizkraftwerk Bützflethersand

 

Vorwort:

Im Jahren 2006 wurde auf dem Bützflethersand eine Müllverbrennung geplant, mit deren Abwärme Methanol aus Getreide gewonnen werden sollte. Dieses Projekt wurde damals von der Wählergemeinschaft Bützfleth angegriffen und scheiterte letztendlich an der Insolvenz von Prokon Nord/de Buer. Die seinerzeit geplante Filtertechnik war im Sinne einer optimierten Gewinnmarge minimalistisch ausgelegt.

Die neue Vision:

Das aktuell geplante Heizkraftwerk soll primär Prozessdampf, Strom und letztendlich Heißwasser erzeugen. Die Industrie nimmt den Dampf komplett und einen Teil des Stromes ab.  Eine Absichtsvereinbarung zwischen Stadtwerken und Hansekraft sieht vor, dass die Abwärme in Form von Wasser mit 80 bis 95 Grad Celsius von den Stadtwerken exklusiv vermarktet werden soll.  Die Stadtwerke planen ein Wärmenetz, an das sowohl die Ortschaft Bützfleth, Schölisch und dann die gesamte Stadt angeschlossen werden. Die Stadtwerke haben eine weitere Absichtserklärung mit Airbus vereinbart und projektieren eine Wärmetrasse Bützflethersand-Airbus.

Aus dem Rauchgas soll das CO2 abgefangen werden. Die Industrie auf dem Bützflethersand ist bereits jetzt auf CO2 angewiesen, das mit Hilfe fossiler Energie erzeugt wird und dann durch biogenes CO2 ersetzt werden kann.

Langfristig kann man dieses biogene CO2 nutzen, um aus dem irgendwann am LNG-Terminal angelandeten Ammoniak (grüner Wasserstoff) Methan oder Methanol herzustellen. Der Markt für dieses Methanol liegt vor der Tür, die Schifffahrt wird irgendwann ihre Motoren auf das klimaneutrale Methanol umstellen müssen.

Am 24.04.2024 fand im Rathaus Stade eine Informationsveranstaltung statt, die hier vorgestellt wird.

Anhang Altholzimporte:

Hier wird vorgestellt, woher das Altholz importiert wird. Es wird aber auch darauf verwiesen, dass regionale Unternehmen auch ihr Altholz hier entsorgen können. Es sollen etwa 500.000 t Holz im Jahr verbrannt werden, das ist etwa eine Schiffsladung in der Woche.

Das regional anfallende Altholz wird mit Sicherheit nicht deponiert, sondern entweder in der Müllverbrennungsanlage Bremerhaven oder in der Borsigstraße in Hamburg verbrannt. In der Borsigstraße ist der Müllverbrennung nachträglich eine Linie für Biomasse angegliedert worden.
Das importierte Holz ist mit Vorkettenemissionen belastet. Das Holz wird als Brennstoff umso teurer, je aufwendiger der Transport zu dem geplanten Heizkraftwerk ist. Am Beispiel Frankreich als Exportland wurde deutlich gemacht, dass das Holz aus diesem Grund nur aus hafennahen Regionen importiert werden soll. In Südfrankreich gibt es bisher keine Holzkraftwerke. Auch in diesen Ländern gelten wie für Deutschland die Abfallbeseitigungsverordnungen der EU, die eine Ablagerung von Altholz nicht mehr zulassen.

In normalen Müllverbrennungsanlagen wird selbstverständlich auch Altholz aus Sperrmüll verbrannt.
Wenn dieses Holz zukünftig in Holzkraftwerken verbrannt wird, sinkt der Brennwert des Hausmülls und die normalen Müllverbrennungsanlagen müssen mit Gas oder Öl zuheizen??

Laut Hansekraft wird das nicht der Fall sein, weil der Inhalt der gelben Säcke energiereich ist und in Müllverbrennungsanlagen verbrannt wird.

Altholzkategorien
Altholz in der Kategorie 1 wird aufwendig aussortiert. Möglicherweise wird es nach Skandinavien exportiert, um dort zum Beispiel OSB-Platten herzustellen. Die Kategorie 4 ist hoch belastet, ich denke an alte Bahnschwellen und Telegrafenmasten. Die Holzmengen sind zu 20 % der Klasse 1, zu 60 % der Klasse 2 und 3 sowie 20 % der Klasse 4 zuzuordnen. Die Bützflether befürchten, dass andere Länder ihre Bahnschwellen auf dem Bützflethersand entsorgen.
Energielösung. Das ist die Vision, auf die eingangs eingegangen wurde.

Nachhaltiger Betrieb

Die Planung sieht vor, auch den Rauchgasen Wärme zu entziehen, die dem Fernwärmenetz zugeführt wird. Das erhöht den Gesamtwirkungsgrad weiter. Letztendlich wird nach diesen Planungen das Altholz mit einem höheren Wirkungsgrad  verbrannt als in den üblichen Müllverbrennungsanlagen. Das sollte man bei der Betrachtung der Vorkettenemissionen mit einbeziehen.

Um eine nachhaltige sichere Versorgung der Fernwärme auch bei Betriebsstörungen zu gewährleisten, soll ein riesiger Pufferspeicher gebaut werden.

Umweltmanagement:

Auch hier ist dem Anhang nichts hinzuzufügen. Eisenmetalle können vor der Verbrennung aus dem  geschredderten Brennmaterial entfernt werden, auch aus der Asche, zusammen mit Buntmetallen.

 

Feuerungstechnik

Während der Präsentation wurde uns angeboten, das Werk in Emlichheim zu besichtigen.

In Emlichheim wird Abfallholz der Kategorien 1 bis 4 verbrannt.

Die Feuerungstechnik soll der in Emlichheim entsprechen, deshalb wird diese Anlage zur Beurteilung herangezogen.

 

Abbildung Feuerungstechnik Emlichheim.

Das Holz wird zunächst geschreddert. Diese Anlage wird auf dem Bützflethersand eingehaust. Im Gegensatz zu der Technik in den Hamburger Verbrennungsanlagen wird das Material nicht auf Rosten verbrannt, sondern in der Luft schwebend in Kombination mit Quarzsand. Das Mischungsverhältnis ist 95 % Sand und 5 % Hackschnitzel. Dadurch werden insgesamt höhere Brenntemperaturen und eine gleichmäßigere Verbrennung erreicht.

Rauchgasreinigung

Die Filtertechnik ist zwar deutlich umfangreicher als in den Planungen von 2006.

Link zu Präsentation EBS Antragskonferenz

 

Abbildung Rauchgasreinigung Emlichheim.

Im Vergleich zu den Rugenberger Damm und der Müllverbrennung Borsigstraße ist die jetzt geplante Filtertechnik immer noch deutlich einfacher

 

Der Homepage des Rugenberger Dammes ist zu entnehmen, dass hier trotz der aufwendigen Reinigungstechnik zeitweise Grenzwerte überschritten werden. Das ist für eine gewisse Anzahl von Tagen im Jahr zulässig.

Die Rauchgasreinigung des Holzkraftwerkes Emlichheim und der Biomasselinie der Müllverbrennung Borsigstraße sind nahezu identisch. Mir wurde mitgeteilt, dass die auf dem Bützflethersand vorgesehene Rauchgasreinigung umfangreicher sein wird als die in Emlichheim.

 

Kritik:

Die Darstellung der auf dem Bützflethersand geplanten mehrstufigen Rauchgasreinigung ist mangelhaft, deshalb wurde auf die Darstellung der Anlage in Emlichheim zurückgegriffen. Laut der auf der Homepage von Emlichheim vorgestellten Rauchgasreinigung ist eine Gaswäsche auf dem Bützflethersand nicht vorgesehen.

Die geplante Holzverbrennung liegt sehr dicht an der Ortschaft Bützfleth. Wir wissen aus den Genehmigungsunterlagen für das seinerzeit geplante Kohlekraftwerk Electrabel,  dass die Schadstoffe im Rauchgas eher in Assel und noch eher auf der anderen Elbseite (Westwindlage)  ankommen.  Wind aus Nord-Nord-Ost treibt die Emissionen nach Stade.

Da die ganze Anlage noch nicht in der konkreten Planung ist, konnte man mir zu der geplanten Schornsteinhöhe keine Angaben machen, die letztendlich die Immissionsbelastung vor Ort beeinflusst.

 

Kühlwasser

Die Einleitung von Kühlwasser ist nicht notwendig.  Lediglich Oberflächenwasser muss in die Elbe geleitet werden.   

 

Resümee

Das vorgestellte Konzept macht Sinn im Sinne des Klimaschutzes und ist von daher zu begrüßen, aber nur dann, wenn das CO2 abgefangen wird. Die Betreiber gehen davon aus, das abgeschiedene CO2 komplett vermarktet wird und nicht in tiefergelegene Bodenschichten verpresst werden muss.

Es sind letztendlich eine Reihe von Fragen unbeantwortet geblieben. Der Betreiber wird den Schallrahmenplan einhalten müssen, darüber gibt es keinerlei Aussagen. Seit Gründung des Industriegebietes weigert sich der Rat, die Siedlungsgebiete in Bützfleth entsprechend ihrer Bebauung neu einzuordnen und setzt sich über den Schutzanspruch der Bevölkerung hinweg.

Eine tiefergehende Beurteilung der geplanten Anlage wird erst möglich sein, wenn die Genehmigungsunterlagen ausliegen. Die Bützflether müssen die Betriebsgenehmigungen des Gewerbeaufsichtsamtes genau bewerten.